Soundtex

Akustik

Ein Dämpfer für den Schall

Bau Soundtex®

Wie lässt sich der Lärm in einem Flughafen dämpfen, wenn der Boden gefliest ist und die Fassaden verglast? Im neuen Terminal des Calgary International Airport lösten die Planer das Dilemma mit einer spektakulären Akustikholzdecke. Den Schall absorbiert ein dünner Akustikvlies von Freudenberg Performance Materials.

Bei Lärm stellt sich das Gehör gern taub. Wir hören durch das alltägliche Rauschen des Autoverkehrs hindurch, vergessen das Sausen, Brausen, Murmeln und Lachen um uns herum im Straßencafé. Das Gehirn blendet alle Infos zu Klängen aus, die es nicht als nützlich ansieht. Dieses Ausblenden ist ein Schutz, um in lauter Umgebung überhaupt miteinander reden zu können. Auch auf Flughäfen möchte man manchmal gern die Ohren zuklappen – so sehr nervt der Lärm, der tagsüber die Terminals beschallt. Passagierstimmen, klappernde Gepäckbänder und vorbeiziehende Rollkoffer tönen durcheinander wie bei einer Orchesterprobe.

20-20.000 Hertz

So groß ist die Bandbreite, in der ein gesunder Mensch Töne hören kann. Je höher die Frequenz, desto höher der Ton: Eine Mücke, die im Abstand von etwa einem Meter vorbeifliegt, summt mit einigen 10.000 Hertz, tiefe Bässe klingen unter 100 Hertz.

„Ohne akustische Maßnahmen summieren sich all diese Geräusche zu einem lauten Hintergrundgeräuschpegel. Wichtige Lautsprecherdurchsagen zu Flügen können im Getöse untergehen und Gespräche schwerfallen“, sagt Dr. Peter Brandstätt, Abteilungsleiter Akustik am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, Stuttgart/Deutschland. Harte Materialien verstärken den Effekt: Glaswände und Steinböden reflektieren den Schall, die Geräusche spielen quasi Pingpong. Dadurch verlängert sich die sogenannte Nachhallzeit: Sie bezeichnet – vereinfacht ausgedrückt – die Zeit, die vergeht, bis der Nachhall eines Geräusches abklingt. „Je höher die Nachhallzeit, desto halliger klingt der Raum und desto unverständlicher werden die einzelnen Geräusche“, weiß Peter Brandstätt.

Vor allem in weitläufigen Eingangshallen führt dies oft zu akustischen Problemen – denn mit der Größe des Raumes steigt die Nachhallzeit. „Mir fällt immer wieder auf, wie die Leute die Ohren spitzen, weil sie Durchsagen in Flughafen-Terminals schlecht verstehen.“

Wie entsteht Schall?

Egal, ob wir einen Stein ins Wasser werfen oder auf eine Trommel schlagen: Es entsteht Schall. Die Moleküle in der Luft beginnen zu schwingen und stoßen dabei benachbarte Teilchen an. Der Schall breitet sich als Abfolge von Bergen und Tälern aus, sogenannten Schallwellen.

„Schwebende“ Holzdecken in 20 Metern Höhe

Um die Raumakustik zu verbessern, verkleiden viele Flughäfen Decken und Wände mit schallschluckenden Schlitz- oder Lochplatten aus Metall, Holz oder Gipskarton. Wie sich solche Akustikelemente elegant in die Architektur integrieren lassen, zeigt das im Oktober 2016 eröffnete Terminal des Calgary International Airport (YYC). An Kanadas drittgrößtem Flughafen heben täglich mehr 200 Flüge ab und checken pro Jahr 15,7 Millionen Passagiere ein oder aus.

Der fünfgeschossige Neubau des kanadischen Architekturbüros Dialog schließt im Osten an das bereits bestehende Terminal an und umfasst 24 Gates und mehr als 50 Shops, Restaurants und Services. Natürliche Materialien wie Douglasfichte und Rundlestone, ein rauer Sandstein aus den nahen Rocky Mountains, prägen den Innenraum. In den beiden zentralen Räumen, der Ankunfts- und der Abflughalle, blicken die Besucher durch raumhohe Glasfronten auf Calgarys Skyline und die Bergkulisse der „Rockies“.

„Die Holzdecke des neuen Terminals im Calgary International Airport kombiniert die warme, einladende Atmosphäre des Materials mit dem neuesten Stand der Akustiktechnik.“

Simone Abele, Director Sales & Marketing bei Decoustics, einer Tochter von CertainTeed Ceilings, Kanada.

So schön die Aussicht ist: Die Glasfassade schränkte den Handlungsspielraum der Akustikplaner ein. Zumal auch den Fußboden ein schallhartes Material bedeckt: pflegeleichte und robuste Steinfliesen. „Zur Schallabsorption blieb daher nur die Decke übrig“, sagt Matthew Faszer von FFA Consultants in Acoustics and Noise Control Ltd., Calgary/Kanada. Das Büro beriet die Architekten unter anderem bei der Planung der Raumakustik und der akustischen Oberflächen. Die Akustikplaner erstellten mit einer Akustik-Software ein 3D-Model der beiden Hallen. Anhand der Vorlage wurde dann die voraussichtliche Nachhallzeit mit verschiedenen Akustikdecken-Varianten aus Textilien, Holz und Metall errechnet.

Die Wahl fiel auf eine abgehängte Akustikholzdecke. Die einzelnen Deckensegmente „schweben“ als geschwungene Holzbänder in bis zu 20 Metern Höhe über den Köpfen der Besucher. Oberlichter zwischen den Deckenpartien filtern Licht herab. Insgesamt verbauten die Handwerker für die Decke in beiden Hallen rund 18.500 Quadratmeter perforierte Akustikholzpaneele der Marke „Solo“ von Decoustics, Woodbridge/Kanada, einer Tochter des Herstellers CertainTeed Ceilings. Sie absorbieren einen Großteil des Schalls und verbessern so den Raumklang. Die Nachhallzeit sank durch den Einbau der Akustikdecke von circa sechs auf etwa zwei Sekunden.

Soundtex

Leichter als Kopierpapier

„Die Decke kombiniert die warme, einladende Atmosphäre des Holzes mit dem neuesten Stand der Akustiktechnik“, sagt Simone Abele, Director Sales & Marketing bei Decoustics. Die Holzpaneele bestehen aus feuerhemmenden MDF-Platten mit Naturholzfurnier. Statt voluminöser Mineralfasermatten klebt auf ihrer Rückseite ein 0,27 Millimeter dünner Akustikvliesstoff der Marke Soundtex® von Freudenberg Performance Materials (FPM). Mit 63 Gramm pro Quadratmeter ist das Vlies leichter als herkömmliches Kopierpapier und einfach zu montieren. Da das Material schwarz ist, sehen die Besucher nichts von der Schalldämmung über der Holzdecke.

„SoundTex® absorbiert rund 75 Prozent des durch perforierte Holz- oder Metalldecken eindringenden Schalls und verkürzt so die Nachhallzeit in Flughäfen, Bahnhöfen oder anderen großen öffentlichen Gebäuden. Gespräche werden einfacher und Durchsagen sind besser verständlich.“

Jochen Bechtum, Product Manager von Freudenberg Performance Materials

Obwohl der Spezial-Vliesstoff den Raumklang entscheidend beeinflusst, dringen viele Schallwellen gar nicht zu ihm durch, sondern werden von der Decke reflektiert: So bleibt ein gewisser Nachhall erhalten und prägt die Akustik der Hallen; die Geräuschkulisse strahlt Größe und Weitläufigkeit aus. Ein Teil der Schallwellen aber dringt durch die Perforation und durchläuft das dahinterliegende Absorbervlies. Dort reiben sich die vom Schall beschwingten Luftmoleküle an den Fasern des Vliesstoffes. Die Folge: Ihre Bewegungsenergie verwandelt sich in Wärme, die Nachhallzeit sinkt. „Soundtex® absorbiert rund 75 Prozent des durch perforierte Holz- oder Metalldecken eindringenden Schalls und verkürzt so die Nachhallzeit in Flughäfen, Bahnhöfen oder anderen großen öffentlichen Gebäuden“, sagt Jochen Bechtum, Product Manager, Freudenberg Performance Materials.

Himmlisch ruhig wird es dadurch auf dem Flughafen in Calgary nicht, aber deutlich angenehmer. „Gespräche werden einfacher und Durchsagen sind besser verständlich“, sagt Jochen Bechtum. Wer wegen einer schlechten Akustik schon mal fast seinen Flug verpasst hat, weiß, wie wichtig das ist.

Websites von Freudenberg Performance Materials