Hoa Pham studierte Chemieingenieurwesen, Polymerwissenschaften und moderne Sprachen. Die gebürtige Vietnamesin arbeitet seit Dezember 2014 bei Freudenberg Performance Materials in Durham, USA, und hat gerade das Führungskräfteprogramm LEAD absolviert.
Wer oder was hat Sie inspiriert einen technischen Beruf zu ergreifen?
Ich hatte das Glück in einer Familie aufzuwachsen, denen die Ausbildung ihrer Kinder sehr wichtig ist, unabhängig vom Geschlecht. Wenn ich so zurückschaue, war es mein Vater, der seiner Zeit voraus war. Obwohl er eine künstlerische Ausbildung genossen hatte, hat er die Bedeutung naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen früh erkannt. Mein Vater hat mich, meine Schwestern und Brüder stets ermutigt eine naturwissenschaftliche oder technische Richtung einzuschlagen.
Gab es einen Wendepunkt, an dem Sie sich für die technische Karriere entschieden haben?
Da mich meine Eltern immer schon dazu ermutigt hatten, war für mich klar, dass ich Naturwissenschaften studiere. Während ich meinen Bachelor-Arbeit in Chemieingenieurwesen abschloss, absolvierte ich auch Kunstkurse. Ich habe das sehr genossen und schloss mein Studium sogar mit einem dualen Bachelor ab, einem in Ingenieurwesen und einem in Kunst. Danach hatte ich die Wahl zwischen einem Diplom-Studiengang in Jura und Polymerwissenschaften. Diese Entscheidung fiel mir schwer, aber meine Liebe zu den Naturwissenschaften hat gesiegt.
Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Ich liebe Forschung und Entwicklung. Ich verstehe wirklich die Freude und den Frust, den viele Forscher bei ihrer Arbeit erfahren, wenn etwas gelingt aber auch manchmal misslingt. Ein Produkt zusammen mit Kollegen vom Konzept, über dessen Entwicklung bis zum kommerziellen Erfolg zu führen, empfinde ich als große Erfüllung. Mit der Übernahme meines jetzigen Managerjobs ist es für mich wichtig, zusätzlich fachliche Führungs-Kompetenzen zu entwickeln und zu zeigen. Dabei sind mir ein kooperativer Führungsstil, offene Kommunikation und sensibles Coaching der Mitarbeiter sehr wichtig. Das Freudenberg LEAD Programm hat mir sehr geholfen. die Leistung und das Verhalten des Teams zu verbessern. Auch das finde ich extrem motivierend.
Welche Hürden sind Ihnen begegnet?
Als ich meinen ersten Job nach dem Studium antrat, dachte ich: wenn ich fleißig arbeite und zum Umsatz beitrage, würde ich anerkannt und belohnt werden. Heißt konkret: Ich versuche, das bestmögliche für mein Unternehmen zu erreichen und die Karriere erfolgt dann “automatisch”. Natürlich habe ich schnell gelernt, dass es im harten Geschäftsleben oft anders läuft. Ich denke, dass wirkungsvolle Mentoren-Programme dazu beitragen können, Mitarbeiter zu entwickeln, zu binden und zu halten.
Wurden Sie in Ihrer Laufbahn mit Vorurteilen konfrontiert, z.B., dass Frauen kein technisches Verständnis haben, dass sie keine guten Ingenieure sind oder dass sie schlecht in Mathe oder Naturwissenschaften sind?
Als Frau und Managerin in einem technischen Umfeld zu arbeiten hat Vorteile, aber man begegnet auch Herausforderungen. Da das Arbeitsumfeld in der Regel die Zusammensetzung und Verhaltensweisen einer Gesellschaft wiederspiegelt, lässt es sich kaum vermeiden, dass Frauen mit mehr oder weniger subtilen Vorurteilen konfrontiert werden. Das ist mir über die Jahre auch passiert. Vor allem müssen Frauen viel mehr leisten, um anerkannt zu werden.
Würden Sie Ihren beruflichen Werdegang nochmals genauso einschlagen?
Ich glaube, dass der Fortschritt der Menschheit von Technologie angetrieben wird. Da nun mehr Frauen die gläserne Decke durchbrechen und in technischen Berufen arbeiten, bin ich stolz ein Teil dieser Gemeinschaftsleistung zu sein. Daher würde ich jederzeit wieder den Beruf der Ingenieurin wählen.